Ausschreibung 918277: Strukturberichterstattung 2016

Publiziert am: 7. Juni 2016

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO

Seit Ausbruch der Eurokrise 2010/2011 befindet sich die Schweiz als kleine offene Volkswirtschaft in einem aussergewöhnlichen Währungsumfeld. Die starke und rasche Aufwertung des Schweizerfrankens ist für weite Teile des verarbeitenden Gewerbes, der Tourismuswirtschaft und des Detailhandels eine grosse Herausforderung. Es besteht eine verbreitete Befürchtung, dass die lang anhaltende Frankenstärke zu einer Erosion des Werkplatzes führen wird. Auch zahlreiche Ökonomen sehen für weite Teile der exportorientierten Wirtschaft eine grosse Gefahr durch die rasche Aufwertung des Frankens.

Demgegenüber wenig beachtet wird der Umstand, dass der Exportüberschuss der Schweizer Wirtschaft nach wie vor beträchtlich ist und sich die Schweizer Volkswirtschaft in den letzten Jahren gesamthaft besser gehalten hat, als die meisten ökonomischen Modelle angesichts der schwierigen Umfeldes vorausgesagt hatten. Hinzu kommt, dass die Abgrenzung zwischen Branchen (namentlich zwischen Industrie- und Dienstleistungsbranchen) für die Betrachtung der Auswirkungen auf die verschiedenen Sektoren – etwa aufgrund der statistischen Zuordnung der Unternehmenseinheiten – zunehmend schwierig ist.

Mit dem sektoriellen Strukturwandel in der Schweiz geht auch eine Veränderung der Beschäftigungsstruktur einher. In den vergangenen Jahren war eine Tendenz zu einer Verlagerung der Schaffung von Arbeitsplätzen weg vom verarbeitenden Gewerbe und hin zum Dienstleistungssektor zu beobachten. Besonders auffallend war die erhebliche Zunahme der Beschäftigung in staatsnahen Dienstleistungsbereichen (Gesundheit, Pflege, Bildung, Verwaltung). Dieser Strukturwandel wird jedoch nicht nur von internationaler Konkurrenz und Währungsentwicklungen geprägt, sondern hängt wesentlich auch von den grundlegenden Faktoren ab, welche die Entwicklung hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft prägen (z.B. Demographie oder staatliche Leistungen). Zahlreiche dieser Entwicklungen sind längerfristige Trends und haben bereits vor der starken Aufwertung des Frankens eingesetzt.

Vor diesem Hintergrund sollen die zu vergebenden Studien die Bedeutung des Währungsumfeldes für den Strukturwandel in der Schweiz im internationalen Vergleich und über die Zeit in den Mittelpunkt stellen und einordnen. Dabei soll versucht werden, so weit wie möglich weitere strukturelle Erklärungen und mögliche bestimmende Faktoren zu berücksichtigen, etwa die demographischen Veränderungen, die Entwicklung der Regulierung, technologische Veränderungen, Änderungen im Verhalten sowie branchenspezifische Entwicklungen. Insbesondere soll auch geprüft werden, inwiefern es sich bei den zu erklärenden Entwicklungen um längerfristige Trends handelt, die schon vor der Finanzkrise 2008 und der in den Folgejahren anschliessenden Aufwertung des Frankens eingesetzt haben.

Fragestellungen
In den zu vergebenden Studien sollen primär Teilfragen aus den folgenden Themengebieten untersucht werden. Die Fragestellungen sollen dabei als Orientierung zur Eingrenzung dienen, es können zu diesen Themenbereichen auch andere Fragestellungen eingereicht werden. Es steht den Bewerbern offen, Offerten für eine oder mehrere Teilfragen oder für eine Kombination von Teilfragen einzureichen oder auch andere Studien vorzuschlagen.

1) Resilienz der Schweizer Volkswirtschaft
Warum zeigte sich die Schweizer Wirtschaft in den letzten Jahren widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks als erwartet (zunächst im Hinblick auf den Einbruch des Welthandels, später gegenüber der starken Aufwertung des Frankens)? Zahlreiche Erklärungen stehen im Raum, etwa die Abkopplung der Binnenwirtschaft, die Spezialisierung auf Produkte mit einer wenig preiselastischen Nachfrage, die diversifizierte Exportstruktur, die international hohe Exponierung der Exportwirtschaft in schnell wachsenden Schwellenländern oder die zunehmenden Vorleistungsanteile und die Möglichkeit des „Natural Hedging“. Diese Erklärungen sollten gemeinsam im Rahmen einer Synthese untersucht werden, wobei idealerweise die Implikationen im Rahmen eines Makromodells und der entsprechenden Elastizitäten diskutierten werden.

2) Frankenstärke und Exportstruktur
Welche Rolle spielt die Entwicklung des Schweizer Frankens für die Struktur und insbesondere für die Konzentration der Exporte auf Ebene der Branchen, einzelner Firmen und einzelner Produkte? Welche Rückschlüsse lassen sich wiederum aus der Dominanz weniger sehr starker Exportsektoren auf die Frankenstärke ziehen (gibt es z.B. Hinweise für „Dutch-Disease“-Effekte)? Wie verhält sich dies mit einzelnen Währungsregionen und dem Aussenhandel in diese Regionen? Wie korrigiert sich dieses Bild, wenn die effektiv im Handel enthaltene Wertschöpfung betrachtet wird? Welchen Nutzen stiftet eine diversifizierte Exportstruktur, und welche Rolle spielte die Exportstruktur der Schweiz insbesondere während der Krisen der letzten Jahre?

3) Investitionen und Innovationen
a)Hysterese
Die Frage, wie Firmen ihr Investitionsverhalten auf temporäre Schocks (etwa des Wechselkurses) hin ändern, und wie damit das langfristige Produktionspotenzial beeinflusst wird, ist wenig erforscht. Wird die Produktion irreversibel ins Ausland verlagert? Was passiert mit einmal geschlossenen Produktionsanlagen? Wie beeinflusst dies die Investitionen? Auf welche anderen Grössen (Aussenhandel, Preise etc.) wirken sich solche Hystereseeffekte möglicherweise weiter aus und welche wirtschaftspolitischen Implikationen sind damit verbunden?

b)F&E und Produktivität
Welchen Einfluss hat die Währungsentwicklung auch längerfristig auf die Investitions- und Innovationstätigkeit? Hierzu ist einerseits zu berücksichtigen, dass die Unternehmen bei einer Aufwertung rasch mit Preissenkungen und Margenverzicht reagieren können, später aber möglicherweise keine freien Mittel mehr haben, um die F&E aufrecht zu erhalten und damit mittel- und langfristig an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Andererseits ist zu klären, inwiefern der Wettbewerbsdruck zu Rationalisierungsinvestitionen zwingt und dadurch längerfristig positive Produktivitätseffekte entstehen. Weiter stellt sich die Frage, ob und für welche Unternehmen ein Währungsschock die Nachfrage nach Investitionen aufgrund geänderter Preise für Investitionsgüter beeinflusst. Zu berücksichtigen ist bei diesen Fragen die Bedeutung der multinationalen Firmen, der ausländischen Direktinvestitionen und die Möglichkeit des Bezugs von F&E aus dem Ausland.

4) Strukturwandel der Beschäftigung
Wie beeinflusst die Währungsentwicklung den Strukturwandel und die Beschäftigung nach Tätigkeiten und Sektoren, insbesondere auch in der Binnenwirtschaft (etwa in mehr konsum- oder staatsnahe Bereiche)? Gibt es eine Flucht in sichere Jobs? Wie haben sich Beschäftigung, Tätigkeiten und Löhne von exportorientierten (insbesondere Industriefirmen) im Vergleich zu binnenorientierten Firmen entwickelt? Wie verhält sich diese Entwicklung im internationalen Quervergleich? Wie lässt sich dies auf die Entwicklung nach Branchen und die Frage der Deindustrialisierung übertragen? Was sind Implikationen für die Entwicklung der Arbeitsproduktivität und der Reallöhne in den betrachteten Sektoren? Gibt es Anpassungsbedarf im Rahmen der Bildungspolitik? Zu berücksichtigen sind bei diesen Fragestellungen auch weitere Faktoren des Beschäftigungswandels, etwa wie Beschäftigte vom sekundären zum tertiären Sektor „wandern“ (Push-/Pull-Faktoren, Motivation bei der Wahl des Berufseinstiegs in sekundären/tertiären Sektor).


Auftraggeber: Bund (Zentrale Bundesverwaltung)
Kategorie: Ausschreibung
Sprache: de
Abgabetermin: abgelaufen
Ort:

Bern

Zeit für Fragen:
Tags:
  • 79311400: Wirtschaftsforschung
Gruppen:
  • C: Consulting
Untergruppen:
  • C-C: Consulting
(gemäss Klassifizierung it-beschaffung.ch)

Zeitplan

Folgender Zeitplan wurde aus den simap-Publikationsdaten erstellt:

Datum Ereignis Kommentar
7. Juni 2016 Publikationsdatum
None Ausschreibungsunterlagen verfügbar ab

None

None Frist für Fragen

None

4. Juli 2016 Abgabetermin 00:00

Die Offerte muss darlegen, zu welchen der Themen die Studie beitragen will. Die Offerte muss eine genaue Umschreibung und Konkretisierung der zu bearbeitenden Fragestellung enthalten, wobei sie sich weitgehend an der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur orientieren soll. Zudem muss sie eine Beschreibung der Methodik und der zu Grunde liegenden Daten, die Qualifikation der Beteiligten (Forschungsleitung, Forschende), die Planung der Forschungsschritte und eine detaillierte Kostenzusammenstellung nach Projektphase und Art des Aufwandes (Honorare, administrative Arbeiten, Reise- und andere Spesen) enthalten.

Der Auftraggeber behält sich vor, nach Eingang der Offerten zwecks inhaltlicher Klärung und Abstimmung der Angebote mit den Offertstellern Gespräche zu führen.

Offerten zur Ausschreibung sind bis 4. Juli 2016 per E-Mail an marie-claire.muench@seco.admin.ch oder an folgende Adresse einzureichen:

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Direktion für Wirtschaftspolitik, DPWW
Holzikofenweg 36
3003 Bern

Selektionskriterien
Massgebend für die Vergabe ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Folgende Selektionskriterien werden leistungsseitig gleichgewichtet die Grundlage bei der Auswahl der gewählten Studien bilden:

- Relevanz und Qualität der vorgeschlagenen Forschungsfrage;
- Eignung der gewählten Methodik;
- Eignung der für die Untersuchung vorgesehenen Daten;
- Qualifikation des vorgeschlagenen Forschungsteams.

Offertöffnung

Die Offerte muss darlegen, zu welchen der Themen die Studie beitragen will. Die Offerte muss eine genaue Umschreibung und Konkretisierung der zu bearbeitenden Fragestellung enthalten, wobei sie sich weitgehend an der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur orientieren soll. Zudem muss sie eine Beschreibung der Methodik und der zu Grunde liegenden Daten, die Qualifikation der Beteiligten (Forschungsleitung, Forschende), die Planung der Forschungsschritte und eine detaillierte Kostenzusammenstellung nach Projektphase und Art des Aufwandes (Honorare, administrative Arbeiten, Reise- und andere Spesen) enthalten.

Der Auftraggeber behält sich vor, nach Eingang der Offerten zwecks inhaltlicher Klärung und Abstimmung der Angebote mit den Offertstellern Gespräche zu führen.

Offerten zur Ausschreibung sind bis 4. Juli 2016 per E-Mail an marie-claire.muench@seco.admin.ch oder an folgende Adresse einzureichen:

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Direktion für Wirtschaftspolitik, DPWW
Holzikofenweg 36
3003 Bern

Selektionskriterien
Massgebend für die Vergabe ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Folgende Selektionskriterien werden leistungsseitig gleichgewichtet die Grundlage bei der Auswahl der gewählten Studien bilden:

- Relevanz und Qualität der vorgeschlagenen Forschungsfrage;
- Eignung der gewählten Methodik;
- Eignung der für die Untersuchung vorgesehenen Daten;
- Qualifikation des vorgeschlagenen Forschungsteams.

None Geplanter Projektstart
None Geplantes Projektende

Zuschlagskriterien

Gewichtung Kriterium

Zulassungsbedingungen

Bietergemeinschaften:

zugelassen

Eignungskriterien:

siehe Unterlagen

Geforderte Nachweise:

siehe Unterlagen

Zusätzliche Informationen

Voraussetzungen für Anbieter aus Staaten, die nicht dem WTO-Beschaffungsübereinkommen angehören:

keine

Nachverhandlungen:

bleiben vorbehalten

Grundsätzliche Anforderungen:

Die Auftraggeberin vergibt öffentliche Aufträge für Leistungen in der Schweiz nur an Anbieterinnen und Anbieter, welche die Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen und der Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sowie die Lohngleichheit für Mann und Frau gewährleisten.


Kontakt

Staatssekretariat für Wirtschaft SECO
Holzikofenweg 36
3003 Bern
Telefon: +41 58 46 96022
E-Mail-Adresse:  
Marie-Claire.Muench@seco.admin.ch

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